Umsiedlung ins VBS Cyber-Spezialist*innen kehren Bund den Rücken

Von Dirk Jacquemien

7.12.2023

Bundesrätin Amherd und das VBS haben sich die Cybersicherheit geschnappt. Doch viele Expert*innen wollen dort nicht arbeiten.
Bundesrätin Amherd und das VBS haben sich die Cybersicherheit geschnappt. Doch viele Expert*innen wollen dort nicht arbeiten.
Keystone

20 Prozent der Cyber-Expert*innen des Nationalen Zentrum für Cybersicherheit haben gekündigt. Mutmasslicher Grund: Angst vor zu grosser Nähe zum Nachrichtendienst aufgrund des bevorstehenden Umzugs ins Verteidigungsdepartment.

Von Dirk Jacquemien

7.12.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Viele Cybersicherheitsexpert*innen verlassen ihre Anstellung beim Bund und wechseln in die Privatwirtschaft.
  • Grund ist offenbar die bevorstehende Integration der Cybersicherheit-Behörde ins VBS.
  • Die Expert*innen befürchten, dann in unauflösbare Interessens- und Gewissenskonflikte zu geraten.

Dem Bund geht wichtige Cyber-Expertise verloren, wie das SRF berichtet. Zehn von derzeit 48 Mitarbeiter*innen des Nationalen Zentrums für Cybersicherheit NCSC haben bereits gekündigt. Bei sechs von ihnen handele sich um hochkarätige Cybersecurity-Spezialist*innen mit langjähriger Erfahrung.

Nach Informationen des SRF gibt es bei diesen Angestellten Sorgen wegen einer bevorstehenden Umorganisierung. Denn ab dem 1. Januar 2024 wird das NCSC zum neuen Bundesamt für Cybersicherheit – und Teil des Verteidigungsdepartment VBS.

Unter einem Dach mit den Nachrichtendiensten

Die Cyberexpert*innen befürchten offenbar, dass sie dadurch in Interessens- und Gewissenskonflikte geraten. Denn das VBS ist auch für die Nachrichtendienste zuständig. Diese haben ein natürliches Interesse daran, allfällige Sicherheitslücken für die eigenen Zwecke auszunutzen.

Cybersicherheitsexpert*innen sind dagegen eher dafür bekannt, Sicherheitslücken schnell schliessen zu wollen, um die Allgemeinheit zu schützen. Sie sind zudem auf dem Arbeitsmarkt stark nachgefragt und erhalten problemlos in der Privatwirtschaft Verwendung, mit meist deutlich höherer Entlohnung.

Cyber-Chef versucht zu beruhigen

Da wird es zum Rekrutierungsproblem, wenn der Bund den Bewerber*innen nicht länger glaubhaft machen kann, dass ihre Tätigkeit ausschliesslich dem Wohle und Schutz der Bevölkerung dienen wird. Der zukünftige Chef des Bundesamtes für Cybersicherheit, Florian Schütz, versucht daher zu besänftigten.

Sein Amt werde «ganz klar die Interessen von Wirtschaft, Gesellschaft und Behörden» priorisieren. Die Nachrichtendienste seien auch gar nicht die «Feinde der Interessen der Bevölkerung und der Wirtschaft», so Schütz zum SRF.