Ernährungsfachmann zum Thema Salz «Ein hoher Salzkonsum ist viel weniger problematisch, als man denkt»

Von Vanessa Büchel

13.4.2024

Wie viel Salz ist gesund für den Körper? Ein Ernährungswissenschaftler ordnet ein.
Wie viel Salz ist gesund für den Körper? Ein Ernährungswissenschaftler ordnet ein.
Christin Klose/dpa-tmn

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, täglich nicht mehr als fünf Gramm Salz zu sich zu nehmen. Ein Ernährungswissenschaftler findet das kritisch, da jeder Körper unterschiedlich viel Salz brauche.

Von Vanessa Büchel

13.4.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, nicht mehr als fünf Gramm Salz pro Tag zu sich zu nehmen. 
  • Ein Ernährungswissenschaftler sieht das anders und weist darauf hin, dass jeder Mensch einen unterschiedlichen Bedarf hat.
  • Personen mit einem zu hohen Bluthochdruck oder auch anderen Vorerkrankungen sollten Salz mit Vorsicht konsumieren. 
  • Bei gesunden Menschen sei der Salzkonsum aber viel weniger problematisch, als man denkt.
  • Eltern sollten bei Kindern auf keine zu salzarme Ernährung setzen. Das könnte laut dem Experten gar zu neurologische Problemen führen.

Wie viel Salz ist eigentlich zu viel – und wie viel zu wenig für den Körper? «Das ist eine gar nicht so einfache Gratwanderung», antwortet Ernährungswissenschaftler Jürg Hösli im Gespräch mit blue News.

Der Gründer des erpse Institut für Ernährungsdiagnostik sieht die von der WHO empfohlenen fünf Gramm Salz pro Tag als «äusserst kritisch». Der Experte führt aus: «Ein gesunder Mensch kann deutlich mehr Salz zu sich nehmen. Die Nieren bauen dann automatisch auch mehr Salz aus dem Organismus ab.»

Die Menge Salz, die ein Mensch benötigt, sei eine ganz individuelle Sache. Und wenn jemand «süchtig» nach Salz ist, könne das vielleicht auch einfach ein Zeichen sein, dass der Körper mehr davon braucht. «Und dann sollte man es dem Körper auch geben. Solange man keinen Bluthochdruck hat.»

Denn dann sei ein erhöhter Salzkonsum durchaus problematisch. Wer unter zu hohem Bluthochdruck oder anderen Vorerkrankungen leidet, der sollte sich laut dem Experten zwingend an die empfohlene Menge vom WHO halten.

Jürg Hösli
erpse-institut.com

Das erpse Institut mit Hauptsitz in Winterthur ZH bietet Ernährungsdiagnostik und verhilft zu einem besseren Lebensgefühl. Jürg Hösli ist Gründer des Instituts und erfahrener Ernährungswissenschaftler. 

Salzfalle Fertiggerichte

«Ganz grundsätzlich solltest du dir die Frage stellen: Wer bin ich eigentlich?», meint Hösli. Und erklärt weiter: «Es ist wichtig, zu differenzieren. Ein Krebspatient oder Menschen mit sonstigen Erkrankungen sollten keinesfalls tonnenweise Salz konsumieren, aber ansonsten ist das Thema Salz viel weniger problematisch, als man denkt.» Der Normalbürger könne deutlich mehr Salz vertragen.

Schwierig sei im heutigen Lebensmittelangebot, die Übersicht zu wahren. Denn: «Im sogenannten Convenience-Food, also bei fixfertigen Mahlzeiten, wo zum Teil auch Geschmacksverstärker enthalten sind, versteckt sich viel Salz», so Hösli. Konsumiere man eine grosse Menge an Fertigprodukten, könne das natürlich kritisch werden.

Der Ernährungswissenschaftler ist jedoch überzeugt: «Nach meiner Erfahrungen aus der Praxis würde ich sagen, dass wir in der Schweiz vergleichsweise einen eher geringeren Salzkonsum als in Deutschland oder vor allem in den USA haben. Dies, weil wir viel weniger Convenience-Food konsumieren.» Schweizer hätten im Verhältnis eine doch «relativ gute Ernährung».

Eltern sollten besser nicht zu übervorsichtig sein

Besonders auch Eltern möchte Hösli darauf hinweisen, bei den Kindern nicht auf eine zu salzarme Ernährung zu setzen. «Bei Jugendlichen oder Kindern, die regelmässig Sport treiben, kann zu wenig Salz gar zu einer Unterversorgung führen, was wiederum neurologische Probleme auslösen könnte», warnt der Ernährungswissenschaftler übervorsichtige Mütter und Väter. 

Auch bei Sportlerinnen oder Sportlern könne zu wenig Salz zu Problemen führen. Krämpfe oder Magen-Darm-Beschwerden seien dann mögliche Folgen, wie Hösli aufzählt. «Salz behält Flüssigkeit in unserem Körper. Wer zu wenig Mineralstoffe in sich trägt, kann unter einem Elektrolytverlust leiden, was eine Dehydration zur Folge haben könnte.» Mineralstoffe wie Salz, Natrium oder Kalium seien daher wichtig, um Flüssigkeit im Körper zu speichern. 

Hösli ist überzeugt: «Wer gerne Salz hat und gesund ist, kann ohne schlechtes Gewissen sein Salz geniessen. Übergewichtige oder Personen mit Vorerkrankungen sollten dagegen Acht geben. Fällst du nicht unter diese Kategorie, dann hau rein!»


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