Kehrt das Krisen-Buch zurück? SVP will Schweizer auf Krieg vorbereiten

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21.3.2024

Dieses Büchlein wurde 1969 an die Haushalte in der Schweiz verteilt.
Dieses Büchlein wurde 1969 an die Haushalte in der Schweiz verteilt.
Bild: Libenter Verlag

Geht es nach der SVP, soll sich die Schweizer Bevölkerung angesichts des aktuellen Konfliktrisikos auf einen möglichen Krieg vorbereiten. Dafür soll das altbekannte Zivilverteidigungsbuch neu aufgelegt werden.

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21.3.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Für die SVP ist das Risiko eines Konflikts wie in Zeiten des Kalten Krieges «derzeit bereits überschritten».
  • Wie damals soll sich die Schweizer Bevölkerung deshalb auf einen möglichen Krieg vorbereiten.
  • Die Partei fordert die Neuauflage des Zivilverteidigungsbuchs, das einst die «innere Widerstandskraft» der Bevölkerung stärken sollte.

Seit Monaten blickt man weltweit voller Sorge auf die Kriege in der Ukraine und in Nahost. Könnte der Welt bald ein grösserer Konflikt bevorstehen? In der SVP wird jedenfalls davor gewarnt: «Das aktuelle Konfliktpotenzial hat das Niveau von 1969 erreicht, wenn nicht sogar bereits überschritten», glaubt etwa Nationalrat Benjamin Fischer laut «Blick». Es sei daher dringend nötig, dass sich die Schweizer Bevölkerung auf mögliche Bedrohungen vorbereite, so der 32-Jährige.

Benjamin Fischer fordert eine Neuauflage des Zivilverteidigunsbuchs (Archivbild).
Benjamin Fischer fordert eine Neuauflage des Zivilverteidigunsbuchs (Archivbild).
Bild: KEYSTONE/WALTER BIERI

Dabei helfen soll ein kleines Büchlein, das hierzulande vor Jahrzehnten schon einmal für Diskussionen sorgte: Der SVP-Politiker fordert eine Neuauflage des sogenannten Zivilverteidigungsbuchs, das im Kalten Krieg an die Schweizer Haushalte verteilt wurde. Es sollte die Schweizer*innen auf einen (Atom-)Krieg vorbereiten und die «innere Widerstandskraft» stärken. 

«Niemand ist bereit»

Zu einer Zeit, in der die Schweiz Bunker um Bunker bauen liess, beschrieb der Krisenratgeber detailliert den Ablauf eines Krieges: der Anfang, der Atomschlag, der Guerilla-Kampf und schliesslich die Befreiung. Die Bevölkerung sollte sich geistig auf die Landesverteidigung einstellen. So ist darin zu lesen, wie man in einem Schutzraum lebt und wie man einen Vorrat anlegt. Auch heute sei es wichtig, gewisse Grundregeln zu vermitteln, so Fischer.

Es hätten «einfach noch immer nicht alle verstanden, wie gross die Gefahr auch für uns ist. Niemand ist bereit», zitiert «Blick» den SVP-Nationalrat. Vorsichtsmassnahmen seien lange selbstverständlich gewesen, heute allerdings nehme etwa den Notvorrat für mögliche Stromausfälle niemand mehr ernst. Es gehe laut Fischer «nicht um Panikmache, es geht um Sensibilisierung».

Auch Fischer weiss, dass das Zivilverteidigungsbuch in vieler Hinsicht heute nicht mehr aktuell sei. Hinzugekommen seien Cyberattacken, Desinformation über sozialen Medien und andere neue Themen, so der Politiker: «Das Prinzip aber ist gleich geblieben.»

Wie ist das Leben im Schutzraum? Mit diesen und weiteren Fragen wollte das Zivilverteidigungsbuch einst die Bevölkerung auf einen Krieg vorbereiten.
Wie ist das Leben im Schutzraum? Mit diesen und weiteren Fragen wollte das Zivilverteidigungsbuch einst die Bevölkerung auf einen Krieg vorbereiten.
Bild: Libenter Verlag

Angebliche Feinde von innen

Für Aufregung sorgte das Zivilverteidigungsbuch schon bei seiner Erstauflage: Nachdem der Bundesrat den Ratgeber 1969 hatte verteilen lassen, kam es sogar zu Bücherverbrennungen auf dem Bundesplatz. Kritisiert wurde insbesondere das Feindbild, das in dem Buch erschaffen wurde: Der Feind käme demzufolge nicht nur von aussen, sondern stehe angeblich auch im Inneren.

Gemeint waren damit vor allem Linke, Sozialisten und Kommunisten, die fremde Ideen ins Land tragen würden und bekämpft werden müssten. SVP-Mann Fischer kommentiert: «Natürlich ist die Gefahr von innen auch heute ein Thema.» Grund dafür sei «die massive Heterogenisierung unserer Gesellschaft», so der Nationalrat.